Wie unsere Wahrnehmung die Gestaltung beeinflusst – Teil 2

Um der Welt um uns herum Sinn zu geben, vergleicht unser Verstand visuelle Muster und frühere Erfahrungen. Dieses Wissen, wie unser Gehirn arbeitet, können wir für das visuelle Design nutzen. Ein Hilfsmittel dazu sind die Gestaltgesetze.

Im ersten Teil ging es um Nähe, Ähnlichkeit, Einfachheit und Kontinuität. Nachfolgend nun die weiteren Gesetze.

Gesetz der Geschlossenheit

Unser Auge füllt automatisch die Lücken und komplettiert die Formen.

Eine Gruppe von Elementen wird oft als eine einzige erkennbare Form oder Figur wahrgenommen. Die Geschlossenheit tritt auch auf, wenn ein Objekt unvollständig ist oder Teile davon nicht eingeschlossen sind.

Auf diese Weise können wir die Anzahl der Elemente reduzieren, die für die Vermittlung von Informationen nötig sind, was die Komplexität reduziert und das Design ansprechender macht.

Das Gesetz der Geschlossenheit wird gerne für Icons und Logos verwendet, wie hier für den Panda von WWF und das Logo des Kleiderherstellers COS.

Gesetz der Gleichzeitigkeit

Die zweite Reihe verfärbt sich gemeinsam von hell nach dunkel.

Elemente, die sich in dieselbe Richtung bewegen oder sich gemeinsam verändern, werden als Gruppe wahrgenommen. Sie teilen sich sozusagen ein gemeinsames Schicksal.

Das Prinzip des gemeinsamen Schicksals ist stärker, wenn sich die Elemente synchron bewegen, d. h. in die gleiche Richtung, zur gleichen Zeit und mit der gleichen Geschwindigkeit. Es kann dabei helfen, relevante Informationen zu gruppieren und Aktionen mit Ergebnissen zu verknüpfen.

Beispiele für ein solches gemeinsames Schicksal sind Akkordeons, die sich auf Klick öffnen und zusätzlichen Inhalt anzeigen.

Gesetz der gemeinsamen Region

Elemente, die sich im gleichen Bereich befinden, werden als gruppiert wahrgenommen.

Elemente in abgegrenzten Gebieten werden als zusammengehörig empfunden.

Das Gesetz der gemeinsamen Region kann bei der Gruppierung von Informationen und der Organisation von Inhalten helfen, es kann aber auch zur Separierung von Inhalten dienen.
Es kann verwendet werden, um Elemente in den Vordergrund zu stellen und unterstützt bei der Scanbarkeit von Inhalten.

Ein einfaches Beispiel einer gemeinsamen Region ist eine Tabelle.

Gesetz der Symmetrie

Symmetrie befriedigt unser Bedürfnis nach Ordnung.

Symmetrische Elemente werden oft unabhängig von ihrem Abstand als zusammengehörig wahrgenommen. Symmetrie gibt uns ein gutes Gefühl von Harmonie und Ordnung. Aus diesem Grund ist Symmetrie nützlich dabei, Informationen schnell und effizient zu kommunizieren. Symmetrie fühlt sich angenehm an und hilft uns, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Dabei muss ein Layout nicht perfekt symmetrisch sein (das kann auch schnell ein bisschen langweilig wirken). Ein asymmetrisches Element eignet sich gut, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, zum Beispiel für einen Call To Action.

Teaser symmetrisch angeordnet.

Gesetz der verbundenen Elemente

Verbundene Elemente bilden zusammen eine Einheit.

Verbundene Elemente werden als Einheit wahrgenommen. Das Gesetz der Verbundenheit kann visuell so stark sein, dass es andere Gestaltgesetze, wie z.B. Nähe oder Ähnlichkeit, übersteuern kann.

Eines der bekanntesten Beispiele für dieses Gesetz sind z.B. Mindmaps.

Durch die Linie sind die verschiedenen Elemente miteinander verbunden.

Fazit

Nun haben wir uns alle Gestaltgesetze genauer angesehen, falls Sie den ersten Teil noch nicht gelesen haben, können Sie das nachholen. Hier nocheinmal kurz zusammengefasst die Gesetze aus diesem Teil:

  • Gesetz der Geschlossenheit
    Eine Gruppe von Elementen wird oft als eine einzige erkennbare Form wahrgenommen.
  • Gesetz der Gleichzeitigkeit
    Elemente, die sich in die gleiche Richtung bewegen, werden als Gruppe wahrgenommen.
  • Gesetz der gemeinsamen Region
    Elemente in abgegrenzten Gebieten werden als zusammengehörig empfunden.
  • Gesetz der Symmetrie
    Symmetrische Elemente werden als zusammengehörig empfunden.
  • Gesetz der verbundenen Elemente
    Verbundene Elemente werden als Einheit wahrgenommen.

Das Verständnis, wie Menschen Objekte wahrnehmen und miteinander in Verbindung bringen, ist die Grundlage einer guten Gestaltung. Es hilft dabei, ein gut lesbares, leicht zu verstehendes, klar strukturiertes und intuitiv zu bedienendes Layout zu schaffen und die Aufmerksamkeit des Nutzers auf das Wesentliche zu lenken.

Und wenn Sie das nächste Mal ein Portrait Ihres Hundes oder ein Lama im Kaffeeschaum oder in den Wolken sehen, dann wissen Sie, wie Ihr Gehirn zu diesem Schluss gekommen ist 😉

The whole is other than the sum of the parts.

Kurt Koffka

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