Wie unsere Wahrnehmung die Gestaltung beeinflusst – Teil 2
- Autor
Susanne Fankhauser - Veröffentlicht
17.05.2021 - Kategorie
User Experience
Um der Welt um uns herum Sinn zu geben, vergleicht unser Verstand visuelle Muster und frühere Erfahrungen. Dieses Wissen, wie unser Gehirn arbeitet, können wir für das visuelle Design nutzen. Ein Hilfsmittel dazu sind die Gestaltgesetze.
Im ersten Teil ging es um Nähe, Ähnlichkeit, Einfachheit und Kontinuität. Nachfolgend nun die weiteren Gesetze.
Gesetz der Geschlossenheit
Eine Gruppe von Elementen wird oft als eine einzige erkennbare Form oder Figur wahrgenommen. Die Geschlossenheit tritt auch auf, wenn ein Objekt unvollständig ist oder Teile davon nicht eingeschlossen sind.
Auf diese Weise können wir die Anzahl der Elemente reduzieren, die für die Vermittlung von Informationen nötig sind, was die Komplexität reduziert und das Design ansprechender macht.
Gesetz der Gleichzeitigkeit
Elemente, die sich in dieselbe Richtung bewegen oder sich gemeinsam verändern, werden als Gruppe wahrgenommen. Sie teilen sich sozusagen ein gemeinsames Schicksal.
Das Prinzip des gemeinsamen Schicksals ist stärker, wenn sich die Elemente synchron bewegen, d. h. in die gleiche Richtung, zur gleichen Zeit und mit der gleichen Geschwindigkeit. Es kann dabei helfen, relevante Informationen zu gruppieren und Aktionen mit Ergebnissen zu verknüpfen.
Gesetz der gemeinsamen Region
Elemente in abgegrenzten Gebieten werden als zusammengehörig empfunden.
Das Gesetz der gemeinsamen Region kann bei der Gruppierung von Informationen und der Organisation von Inhalten helfen, es kann aber auch zur Separierung von Inhalten dienen.
Es kann verwendet werden, um Elemente in den Vordergrund zu stellen und unterstützt bei der Scanbarkeit von Inhalten.
Gesetz der Symmetrie
Symmetrische Elemente werden oft unabhängig von ihrem Abstand als zusammengehörig wahrgenommen. Symmetrie gibt uns ein gutes Gefühl von Harmonie und Ordnung. Aus diesem Grund ist Symmetrie nützlich dabei, Informationen schnell und effizient zu kommunizieren. Symmetrie fühlt sich angenehm an und hilft uns, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Dabei muss ein Layout nicht perfekt symmetrisch sein (das kann auch schnell ein bisschen langweilig wirken). Ein asymmetrisches Element eignet sich gut, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, zum Beispiel für einen Call To Action.
Gesetz der verbundenen Elemente
Verbundene Elemente werden als Einheit wahrgenommen. Das Gesetz der Verbundenheit kann visuell so stark sein, dass es andere Gestaltgesetze, wie z.B. Nähe oder Ähnlichkeit, übersteuern kann.
Eines der bekanntesten Beispiele für dieses Gesetz sind z.B. Mindmaps.
Fazit
Nun haben wir uns alle Gestaltgesetze genauer angesehen, falls Sie den ersten Teil noch nicht gelesen haben, können Sie das nachholen. Hier nocheinmal kurz zusammengefasst die Gesetze aus diesem Teil:
- Gesetz der Geschlossenheit
Eine Gruppe von Elementen wird oft als eine einzige erkennbare Form wahrgenommen. - Gesetz der Gleichzeitigkeit
Elemente, die sich in die gleiche Richtung bewegen, werden als Gruppe wahrgenommen. - Gesetz der gemeinsamen Region
Elemente in abgegrenzten Gebieten werden als zusammengehörig empfunden. - Gesetz der Symmetrie
Symmetrische Elemente werden als zusammengehörig empfunden. - Gesetz der verbundenen Elemente
Verbundene Elemente werden als Einheit wahrgenommen.
Das Verständnis, wie Menschen Objekte wahrnehmen und miteinander in Verbindung bringen, ist die Grundlage einer guten Gestaltung. Es hilft dabei, ein gut lesbares, leicht zu verstehendes, klar strukturiertes und intuitiv zu bedienendes Layout zu schaffen und die Aufmerksamkeit des Nutzers auf das Wesentliche zu lenken.
Und wenn Sie das nächste Mal ein Portrait Ihres Hundes oder ein Lama im Kaffeeschaum oder in den Wolken sehen, dann wissen Sie, wie Ihr Gehirn zu diesem Schluss gekommen ist 😉
The whole is other than the sum of the parts.
Kurt Koffka